06. März 2024
Heute kommt endlich mal wieder ein Beitrag aus der Reihe "Meet the Team". Wir stellen vor: Daniela Thesing , Auszubildende im Seniorat Bad Eilsen. Die liebe Frau Thesing macht bereits seit längerem immer mal wieder tolle Fotos auch für uns - nun leider mit geringerer Frequenz, da sie nun die Ausbildung zur Pflegefachfrau macht. Wir freuen uns sehr mit Ihnen, dass Sie diesen Weg gehen. Wie sie mit 49 Jahren dazu kam, jetzt die Ausbildung zu machen, erzählt sie Ihnen in einem Interview.
Hallo Frau Thesing. Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen. Zunächst einmal zu Ihrer Person: Wer sind Sie und wo kommen Sie her?
Mein Name ist Daniela Thesing, ich bin 49 Jahre jung und habe eine Tochter. Ich bin gebürtig aus dem Emsland und lebe seit 1999 in Schaumburg. Das ist zu meiner zweiten Heimat geworden.
Wie tanken Sie Kraft für die Arbeit?
Draußen in der Natur. Ich liebe es raus zu gehen z.B. in den Wald. Und mit der Fotografie: Am liebsten beides zusammen in Form von Naturfotografie.
Wie ist Ihr Weg in die Pflege?
Ich bin ehrlich gesagt so reingerutscht und dann reingewachsen. Ich habe eine Ausbildung zur Ergotherapeutin in Hannover gemacht und habe diese 1998 erfolgreich abgeschlossen. Meine erste Stelle war auch hier in dem Haus als Ergotherapeutin und habe seither unterschiedliche Stellen innegehabt. Aber der Bereich Pflege hat mich immer schon sehr interessiert. Ich bin so ein Mensch – ich will alles wissen. So bin ich dazu gekommen und habe mich jetzt letztes Jahr dazu entschlossen die Ausbildung zu machen.
Welche Positionen hatten Sie denn?
Als ich angefangen habe, gab es den sozialen Dienst und Betreuungskräfte noch gar nicht. Ich war damals allein für Betreuung aller Bewohner zuständig. Ich habe dann als Pflegehelferin gearbeitet. Später wieder in der Betreuung und schließlich die Leitung des sozialen Diensts gemacht. Als ich angefangen habe, gab es auch noch nicht so viele Bewohner, die an Demenz erkrant waren. Es gab eine kleine Gruppe von Bewohnern mit demenziellen Erkrankungen, die ich dann betreut habe und dort kombiniert Pflege und Betreuung gemacht habe. Zuletzt habe ich dann ja die Leitung des sozialen Diensts übernommen. Aber ich wollte halt mehr – ich fand es einfach nochmal spannend das Fachwissen zu haben.
Und wie läuft die Ausbildung so?
Eigentlich gut. Es macht mir großen Spaß wieder zur Schule zu gehen, wieder Sachen zu lernen und ich finde es spannend den Vergleich zwischen Theorie und Praxis zu haben. Es sind auch so viele Sachen, bei denen man vielleicht auch merkt ‚oh, das habe ich immer ganz anders gemacht in der ganzen Zeit‘. Da nochmal zu gucken, wie man gut pflegen kann und aus dem alten Trott rauskommen. Wenn man schon so lange dabei ist, denkt man häufig, dass man schon alles gesehen und gehört hat und in der Ausbildung sieht man dann doch wieder Neues oder lernt neue Denkweisen kennen.
Und wieso machen Sie die Ausbildung jetzt? Wieso war jetzt der richtige Zeitpunkt?
Ich hatte das schon lange überlegt. Bisher ist es immer an der Finanzierung gescheitert. Wenn man Familie hat, kann man nicht von einem Ausbildungsgehalt leben. Das Arbeitsamt hat immer gesagt ‚sie haben einen Beruf. Sie haben eine Ausbildung. Wir finanzieren ihnen keine neue.‘ Da hat sich dann die Seniorat-Gruppe für mich eingesetzt und mich unterstützt, sodass das Arbeitsamt einen Teil davon finanziert. Ohne das Seniorat hätte ich das nicht machen können.
Wieso arbeiten Sie denn in der Pflege? Was ist Ihre Motivation dahinter?
Bevor ich hier angefangen habe, habe ich mir über Pflege eigentlich nie Gedanken gemacht. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich in diesem Beruf mal arbeiten werde. Aber als ich dann hier war, hat es mir großen Spaß gemacht. Außerdem hat man in diesem Beruf viele Chancen und unglaubliche Möglichkeiten. Als Ergotherapeutin ist man quasi fertig. Man kann da vielleicht die eine oder andere Fortbildung machen, aber das war’s dann. Aber in der Pflege gibt es so viele unterschiedliche Bereiche, Fachgebiete und auch Karrierechancen. Auch wenn mein Ziel jetzt nicht unbedingt die Karriere ist, da ich lieber direkt im Kontakt mit den Bewohnern bin. Das war auch ein Grund, warum die Leitungsstelle im sozialen Dienst langfristig nichts für mich war.
Haben Sie ein Steckenpferd, ein Lieblings-Fachgebiet?
Ja, ganz klar – Versorgung von Menschen mit Demenz. Auf der Station hier im Haus habe ich bisher immer gearbeitet und bin auch ein bisschen traurig, dass ich dort nicht direkt meine Ausbildung starten konnte, da man zu Anfang seiner Ausbildung nur Pflegegrad eins und zwei pflegen darf. Und das ist auch noch ein Grund für die Ausbildung – mein Ziel gerontopsychiatrische Fachkraft zu werden. Das hätte ich als Ergotherapeutin zwar belegen, aber nicht den Abschluss machen dürfen.
Wie sieht Ihr perfekter Arbeitstag aus?
Also in der Pflege ist kein Tag wie der andere. Es ist ein sehr abwechslungsreicher Job. Am Ende des Tages wünsche ich mir für die Bewohnerinnen und Bewohner, dass sie zufrieden sind und ich ihr Leben ein kleines Stückchen besser machen konnte. Und ganz ehrlich – wenn auch ein bisschen Spaß dabei war. Vor ein paar Tagen hatte ich einer Bewohnerin beim Duschen geholfen und beim Föhnen viel mir ein Sketch ein, „Susi Sorglos“ heißt der. Ich sagte nur „Susi Sorglos föhnt ihr Haar“ und die Bewohnerin kannte den Sketch und nahm den Föhn und spielte den Sketch nach. Wir haben uns köstlich amüsiert. Solche Momente retten dir den Tag oder machen ihn komplett.
Was bedeutet für Sie gute Pflege?
Den Menschen als Person zu erkennen und mit Verständnis und Freundlichkeit diesem Individuum zu begegnen. Nicht daran zu denken ‚jetzt muss ich dies oder jenes abarbeiten‘. Dabei muss man manchmal auch den Plan aufgeben und sich überlegen wo liegt die Motivation bei dieser Bewohnerin oder diesem Bewohner. Ich kann mir beispielsweise die beste Kontrakturenprophylaxe ausdenken, aber sollte vielleicht einfach mal überlegen, wofür der Bewohner aufstehen würde. Dabei hilft einem auch ein Vertrauensverhältnis mit der pflege-bedürftigen Person. Das aufzubauen dauert natürlich etwas, aber es lohnt sich.
Vielen Dank für das nette Gespräch!